"Menschenverachtende Untergrundmusik?"
(Philip Akoto; 120 S.; €13,80; ISBN 3-93306021-4;
www.telos-verlag.de)
Philip Akoto, Jahrgang 1976, hat mit dem vorliegenden
Buch zugleich seine Magisterarbeit am Institut für Soziologie
der Westfälischen "Wilhelms-Universität" Münster
geschrieben und beim Telos-Verlag publiziert. Dieser hat in der
Vergangenheit bereits und besonders durch Verlagsbetreuer Dr. Roland
Seim, viele, gute Werke zum Thema "Zensur" herausgebracht.
Der Titel ist von Funny van Dannen zweck entfremdet
worden, passt aber zum Thema wie Tod und Teufel. Akoto untersucht
die Todesfaszination zwiscen Entertainment und Rebellion am Beispiel
von Gothic-, Metal- und Industrialmusik. Akoto selbst ist erfahrener
Musiker und weiß, dass Heavy Metal, Gothic und Industrial
Bestandteil zeitgenössischer Unterhaltungskultur mit dem Fokus
auf Gewalt, Tod und Sterben darstellt. Er stellt die Frage, ob die
Subkultur Todesfaszination/Gewaltverherrlichung oder gezielt provokative
Proteststrategie ist und gelangt zur Erkenntnis, dass das Spiel
phantasievoller Tabubrüche zum bloßen Selbstzweck geworden
sein scheint. Sein Ziel ist es, das Handeln der Musiker als kreative,
produktive Impulsgeber/Leitfiguren zu hinterfragen erreicht Akoto
durch den für mich ausführlichen Kontakt zu Travis Ryan
(Sänger der Band "CATTLE DECAPITATION"...nanu, kleiner
Schreibfehler auf Seite 114 oben,!). Die Band schmückt sich
auf der Homepage mit fremden Federn (u.a. PETA2), lehnt aber inhaltliche
radikale Ideen ab, obwohl sie selbst Vegetarierer sind und im Song
"Everyone deserves to die" den Menschen im Mittelpunkt
des Schlachthaus-Szenarios rücken. "I don't eat meat or
wear animal products. I appreciate the church of satan's philosophy",
verteidigt sich Travis. Mit Sarkasmus und morbiden Bildern provozieren?
Nun, die Musik ist undbleibt eine Form der Unterhaltung. Im Gegensatz
dazu ist der religiöse Scheißhaufen MLO (Misanthrophic
Luciferian Order) true satanism, wo es inhaltlich darum geht, in
der Schlacht, die Wölfe von den Schafen zu trennen und die
Chaostheorie zu verfolgen! Relogionsfanatiker jeglicher Couleur
sind Faschisten!
Fazit: Mit dem Sieg der finnischen Hardrockband LORDI
beim 51. "Eurovision Song Contest" werden pseudo-religiöse
Botschaften wie "Hardrock halleluja" ins Bewusstsein einer
breiten Öffentlichkeit gerückt. Und vielleicht sind satanische
Botschaften nicht länger "menschenverachtende UntergrundmusiK",
sondern Bestandteil spezifischer Behandlungsmethoden in der städtischen
Nervenheilanstalt.
Schwierig ist der Umgang einiger Künstler mit
Sarkasmus (THE GREY WOLFES). Politisch unkorrekte/provokative Ästhetik,
das Thema Tod, Sterben, Unmoral in Verbindung mit Verschwörungstheorien
kombiniert, sollen den Hörer zu medienkritische Menschen machen.
Nun ist es aber reine subjektive Einschätzung, die Provokation
mit faschistischen Symbolen zu deuten, wenn viel Fragen offen bleiben
und kein klares Statement zu erkenn ist. Es darf keine Grauzone
geben.Schlussendlich hätte ich mir mehr Intis und Gespräche
mit beteiligten Bands gewünscht, die durch gezieltes Befragen
von sich und ihren Absichten zu Todesfaszinationen erzählen.
Was steckt hinter der Fassade Sarkasmus/Provokation? So bleibt Musik
Geschmacksache. Für den Einen Kunst und Unterhaltung, für
den Anderen Krach und Teufelswerk, für den Anderen Orientierungshilfe
in einer befremdlichen (Sub-)Kulturebene.
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UNDERDOG-Fanzine
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